Die europäische Romantik war nicht nur heterogen und intern zerstritten. Sie hatte sich auch gegen Aufklärung und Klassizismus zu verteidigen, welche um die Zeit der Französischen Revolution weiterlebten. Klassizisten betrachteten die Romantik als Anhäufung abtrünniger »neuer Schulen«, die das Monopol der Classical Tradition bedrohten. Die erbitterten Debatten in Ästhetik und Politik wurden auf beiden Seiten mit den überkommenen Strategien der klassischen »ars disputandi« geführt. Unter schwerstem satirischem Beschuss begann die Romantik, sich als eine Bewegung zu begreifen, und es entstand der problematische Gegensatz von »klassisch« und »romantisch«. Diese Konstruktion war aber unverzichtbar, um die Fronten im Wirrwarr der Stimmen zu klären, und blieb es auch in der Literatur- und Kulturwissenschaft, die auf solche Subsumptionen nicht verzichten kann. Die Classical Tradition, die das Christentum einschließt, erweist sich als ein laufender Prozess von der Antike bis heute.
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