Obwohl viele inkriminierte Texte schnell bestimmten Textsorten zugeordnet werden können, beruht diese Zuordnung oftmals nicht auf linguistischen, sondern auf strafrechtlich relevanten Faktoren. Solche Klassifikationen sind für die forensische Praxis unverzichtbar, verbergen allerdings häufig die linguistische Vielfalt innerhalb eines Texttyps. Die vorliegende Arbeit untersucht die stilistische Variation in zwei konträr zueinanderstehenden Textklassen: rechtsextremen Droh- und Schmähbriefen sowie linksextremen Bekennerschreiben und Positionspapieren. Die über 150 authentischen Texte wurden mithilfe eines semi-automatisierten Clusterverfahrens hinsichtlich ihrer stilistischen Charakteristika gruppiert. Die resultierenden Stilausprägungen veranschaulichen einerseits die große Diversität linguistischer Merkmale innerhalb einer Textklasse, andererseits zeigt sich, dass einige Stilausprägungen gleichermaßen aus beiden Textklassen gespeist werden - trotz deren gegensätzlichen Funktionen und politischen Ideen. Die Ergebnisse dieser Studie bereichern nicht nur unser linguistisches Verständnis der beiden untersuchten Textklassen, sondern zeigen auch für die Praxis der Autorenanalyse neue Perspektiven und Herangehensweisen auf.
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